Ziele verwirklichen mit dem Zürcher Ressourcenmodell

Das Zürcher Ressourcen Modell, auch ZRM, ist eine Selbstmanagement-Methode. Maja Storch und Frank Krause haben es auf Grundlage psychologischer Erkenntnisse entwickelt. Das ZRM soll helfen, die eigenen Ziele mit neuer Motivation anzugehen und sie zu verwirklichen. Es basiert auf dem Rubikon-Modell, das die vier Phasen der Motivation beschreibt.

Der Rubikon-Prozess

Der Rubikon-Prozess wurde aufgrund eines geschichtlichen Ereignisses benannt. Rubikon ist ein Fluss in Italien, den Julius Cäsar im römischen Bürgerkrieg entgegen aller Erlaubnis überquert hat. Dieser Schritt war unausweichlich, die Tat somit getan und die Fakten geschaffen. Um das Überschreiten der eigenen Barrieren und das Sich-Einlassen in eine unwiderrufliche Handlung geht es auch bei dem Rubikon-Modell.

Maja Storch und Frank Krause haben das Modell im ZRM zu einem fünfstufigen Rubikon-Prozess weiterentwickelt. Der Prozess führt vom Wunsch zur Handlung.

Er beginnt mit einem noch unbewussten Bedürfnis. Es ist das Gefühl, dass etwas nicht passt und nicht so ist, wie es sein könnte. Im nächsten Schritt wird das Bedürfnis bewusster und damit der Gedanke, die eigene Situation ändern zu können. Es folgt der bedeutende Schritt über den Rubikon hin zur Intention mit dem Bewusstsein „Ich will es.“ Die letzten zwei Stufen sind die „präaktionale Vorbereitung“ und zuletzt die Handlung.

Auch wenn der Prozess sehr theoretisch klingt, bekommt die Vermittlung der Grundlagen im Konzept einen hohen Stellenwert. Der Prozess soll jedem transparent sein.

Motto-Ziele

Zur Unterstützung der Intention und Überquerung des Rubikons arbeitet Maja Storch mit Motto-Zielen. Motto-Ziele unterscheiden sich wesentlich von den SMART-geprägten Ziele, die spezifisch, messbar, realistisch und erreichbar sein müssen. Motto-Ziele hingegen sind Ziele, die auf diese Attribute verzichten und neben unserem Kopf unsere Emotionen ansprechen.

Ein Beispiel: Ein Bekannter war neulich beim Arzt und die Diagnose war niederschmetternd. Er berichtet, er müsse fünf Kilo abnehmen, weil er sonst körperliche Probleme mit dem Blutdruck bekäme. Eine mögliche Zielformulierung für ihn wäre nun: „Ich gehe dreimal die Woche für eine Stunde spazieren und esse nur noch Gemüse und Obst.“

Aus Sicht des Zürcher Ressourcenmodells ist diese Formulierung höchstwahrscheinlich nicht in Abstimmung mit unserem Affekt geschehen, sondern wurde nur mit dem Verstand getroffen. Das Ergebnis ist: Das Ziel und der Plan sich regelmäßig zu bewegen und anders zu essen, wird von dem Bekannten nicht durchgehalten. Ein Motto-Ziel, das ihn dazu bringt, langfristig am Ball zu bleiben, könnte nun „Ich schwimme in Bewegung.“ sein. Das Motto-Ziel ist dabei ein individuell erarbeitetes Ziel, das für ihn stimmig ist. Es hat den Vorteil, dass es seine Emotionen einbezieht und er sich somit zu mehr Bewegung motivieren kann.

Affektbilanz – ein Entscheidungshilfe

Ein Tool, das dabei unterstützt, wirksame Motto-Ziele zu definieren ist die Affektbilanz. Denn die Affektbilanz ist ein Hilfsmittel, das deutlich macht, wie unser Affekt und unser „Bauchgefühl“ eine Situation sehen– nicht nur unser Verstand.

Eine Affektbilanz ist einfach erstellt (siehe Grafik).

P32 Affektbilanz ZRM

Es handelt sich um zwei Skalen, die von null bis 100 skalieren. Das Besondere am Konzept ist, dass es unsere Gefühlswelt nicht nur in einer Skalierung wiedergibt, sondern die positiven und negativen Emotionen getrennt voneinander visualisiert werden. Nach Maja Storch ist es mit nur einer Skala unmöglich beiden Emotionen gerecht zu werden.

Wenn du jetzt eine schwierige Entscheidung treffen musst, bei der du nicht sicher bist, was zu tun ist, dann hilft die Affektbilanz. Ein Beispiel kann sein, dass morgen Abend ein Networking-Event stattfindet und du nicht weißt, ob du dorthin gehen sollst. Denn gleichzeitig wartet ein Auftraggeber dringend auf deine Lieferung.

Dann zeichnest du dir am besten direkt die zwei Skalen auf und setzt spontan und ohne großes Nachdenken zwei Kreuzchen, wie es sich anfühlt, wenn du dich entscheidest zur Veranstaltung zu gehen (oder nicht zu gehen). Danach schaust du auf deine Kreuzchen und vergibst für sie Punktwerte. Wichtig ist, beide Kreuze müssen zusammen nicht unbedingt 100 Punkte ergeben. Das heißt, dein Kreuzchen auf der Positivskala kann durchaus bei 80 sein und auf der Minusskala bei 40.

Laut Maja Storch ist eine optimale Entscheidung, wenn die Positivskala einen Punktwert zwischen 70 bis 100 hat und bei der Negativskala bei null liegt.

Jetzt sind sie deinem Fall vielleicht 70 Punkte auf der Positivskala und 25 Punkte auf der Negativskala. Positiv ist, dass du wertvolle Kontakte treffen kannst. Negativ ist, dass du keine Zeit für den Auftrag hast und es zeitlich alles knapp wird. Der positive Punktwert ist mit 70 Punkten hoch. Deshalb macht es Sinn zu überlegen, was kannst du tun, damit der negative Wert sinkt. Du kannst z. B. heute länger arbeiten, um den Auftrag bereits morgen am Vormittag abzuschließen. Eventuell steigt damit auch der Wert der positiven Skala beim erneuten Überprüfen an.

Nutzen der ZRM-Tools

Die Affektbilanz ist gerade, wenn es um schnelle Fragen und Entscheidungen im Alltag geht, ein effektives Mittel. Sie visualisiert unser intuitives Gefühl; was uns zurückhält oder warum wir uns nicht für oder gegen eine Sache entscheiden können.

Gerade als Unternehmer triffst du häufig Entscheidungen. Wenn du mal nicht so sicher bist, dann lade ich dich dazu ein, die Affektbilanz direkt auszuprobieren. Sie funktioniert bei einfachen wie auch sehr komplexen Entscheidungen, vor denen wir alltäglich stehen.

Mit der Bilanz lässt sich übrigens ebenfalls überprüfen, ob das erarbeitete Motto-Ziel zu uns passt. Nach dem Lesen deines Motto-Ziels setzt du einfach auf deinen Skalen die Kreuzchen. Optimal ist das Motto-Ziel, wenn alle Wörter für dich 70 Punkte plus auf der Positivskala und null Punkte auf der Negativskala bekommen.

Wenn du nun mehr Interesse am Thema gewonnen hast, dann empfehle ich dir das Buch „Die Kraft aus dem Selbst“ oder wenn du den direkten Einstieg möchtest ein Training bei einem der zertifizierten ZRM-Trainer/innen.


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