Wie du Menschen schnell und einfach illustrierst

Du willst deine Unterlagen für Präsentationen oder Trainings auffrischen. Die Fotos der Stockfotoplattformen haben dir nicht gefallen. Also tendierst du doch zu selbstgezeichneten Visualisierungen. Sicherlich hast du in der Vergangenheit schon das ein oder andere Icon wie Wandericons für ein Meeting oder Notizen genutzt.

Wenn du Gefallen am Visualisieren gefunden hast, stellst du dir zwangsläufig irgendwann die Frage, wie du Menschen so darstellst, dass sie gut bei dem Betrachter deiner Sketchnote ankommen.

Denn Menschen reagieren am besten auf das Abbild ihrer selbst: auf Menschen. Deshalb funktionieren auch Social Media Posts besonders gut, wenn sie Fotos von bekannten Gesichtern enthalten.

Genau deshalb sollte auch in deiner nächsten Sketchnote mindestens ein Mensch abgebildet sein. Denn deine Kunden und Kollegen interagieren stärker mit deinen Bildern, wenn sie sich in deiner Visualisierung wiederfinden. Sie schauen genauer hin, mögen deine Beiträge und teilen deine Visualisierung.

Menschen zeichnen zu können, ist immer gut. Also schauen wir mal genauer hin.

Die Theorie hinter dem Zeichnen von Menschen

Den menschlichen Körper in der direkten Abbildung zu zeichnen ist komplex, die unzähligen Muskeln, Knochen und Gelenke und deren Anordnung machen es gar nicht so leicht, Menschen geschmeidig aufs Papier zu bringen.

Profi-Illustratoren lernen in Kursen mit wöchentlichem Aktzeichnen, wie der Körper funktioniert und wie sie ihn dann mit den passenden Proportionen abbilden. Nun hast du vermutlich nicht stundenlanges Sitzen vor einem Aktmodell hinter dir. Somit fällt es dir nicht ganz so leicht wie einem geschulten Künstler die Proportionen so zu erfassen, dass sie stimmig sind.

Falsch gezeichnete Proportionen lassen deinen Menschen unter Umständen komisch oder unpassend wirken. Wenn die Beine zu kurz, die Arme viel zu lang und der Kopf zu klein sind. Dann hat dein Bild unter Umständen eine eigene Aussage, die du vielleicht gar nicht machen wolltest.

Im Grunde ist das Zeichnen von Menschen gar nicht so schwer, wenn du Regeln zu den Proportionen kennst. Und gewillt bist zu üben.

Eine wichtige Grundregel ist, dass der Kopf sich achtmal im Körper versteckt. Das heißt, der Körper eines Erwachsenen ist durchschnittlich so hoch wie acht seiner Köpfe.

Bild: Die Proportionen des menschlichen Körpers

Ein männlicher Körper ist kantig, mit breiten Schultern und einer schmalen Hüfte. Frauenkörper sind meist runder, mit schmaleren Schultern, einer zarteren Taille und breiteren Hüften.

Menschliche Formen stark vereinfacht: der Sternenmensch

Die Regeln für die menschlichen Proportionen sind vielfältig. Die gute Nachricht ist so, du kannst sie getrost im Hinterkopf behalten. Für eine Sketchnote ist es keineswegs so, dass du einen korrekt proportionierten Menschen zeichnen können musst.

Für eine Visualisierung, die du in deinem Arbeitsalltag einsetzt, ist das keineswegs nötig. Oft auch gar nicht förderlich, denn zu viele unnötige Details verdecken den Blick aufs Wesentliche. Deshalb gilt:

Bleibe bewusst einfach, wenn du einen Menschen in deiner Visualisierung nutzt.

Der Sternenmensch ist eine der einfachen und schnellen Optionen, Menschen zu symbolisieren. Er besteht aus einem vierzackigen Stern und einem ovalen Kreis, der den Kopf symbolisiert. Mit einer Linie gestaltest du vier Ecken, zwei für die Arme und zwei für die Beine. Das Ganze krönst du dann mit einem Oval für den Kopf.

Einfach gezeichnet: der Sternenmensch

Das Schöne ist, dass du mit Sternenmenschen jede menschliche Bewegungen einfach zeichnen kannst – ganz ohne das leidige Thema richtiger Proportionen von Rumpf, Armen und Beinen beachten zu müssen.

Du kannst mit einem statischen viereckigen Stern starten und dich dann langsam an Bewegungen herantasten.

Probiere ruhig ein wenig herum, welche menschlichen Bewegungen dir mit den vier Zacken des Sterns einfallen. Das Sternenmenschlein freut sich, mit dir in Aktion zu geraten. Es kann hüpfen, traurig sein oder auch eine Blume überreichen.

Im Bild siehst du Sternenmännchen in unterschiedlichen Bewegungen.

3. Der Klassiker unter den einfachen Darstellungen: das Strichmännchen

Wenn dir die Form der Sternenperson nicht liegt, dann wird es Zeit für Strichmenschen. Der Grad der Komplexität eines Strichmännchens ist dabei absolut frei wählbar. Du hast es sicherlich selbst schon oft gezeichnet, z. B. beim Galgenraten in der Schule. Es besteht aus fünf Strichen und einem Oval.

Strichmenschvielfalt: Von einfach bis mehr Details.

Wie du das einfache Strichmännchen zeichnest und wie detailliert du dabei vorgehst, entscheidest du selbst. Die Zeichnung sollte zu dir, deinem Stil und deinem Publikum passen.

Wenn du dich im Netz umschaust und Illustrationen, Visualisierungen und Sketchnotes ansiehst, findest du viele Formen von Strichmännchen. Lass dich von fremden Zeichnungen inspirieren.

Das einfache Männchen kannst du jederzeit in eine neue Variante überführen, z. B. wenn du vorhast eine Gruppe darzustellen. Richtig einfach und schnell bildest du eine Menschengruppe ab, indem du drei Ovale für die Köpfe zeichnest und die Körper deiner Menschen zuletzt mit drei Bögen abschließt. Prompt hast du innerhalb kürzester Zeit eine Menschengruppe gezeichnet.

Statt drei kannst du auf diese Art und Weise auch fünf oder sieben Menschen zeichnen. Mehr Spannung für den Betrachter erreichst du, wenn du statt einer geraden eine ungerade Zahl von Menschen wählst.

Menschengruppe: schnell und einfach zu zeichnen

Bist du künftig in einem Meeting, dann probiere dort das Zeichnen der Menschengruppe direkt aus. Deine Zuhörer werden Augen machen. Auch für Arbeitsmaterial in Trainings ist die einfache Menschengruppe für jeden gut verständlich.

Ist dir das noch zu wenig, kannst du mit einfachen Formen deinen eigenen Strichmenschen zeichnen.

Mit einfachen Formen zeichnest du individuelle Strichmenschen.

Mit zusätzlichen Strichen, einfachen Formen für Hände und Füße zeigst du weitere Details.

Bewegungen lassen sich ausdrücken, indem du mit den Armen und Beinen spielst.

4. Menschen zeichnen angelehnt an die Zeichnungen der Spezialisten

Eine weitere Möglichkeit mit wenigen Strichen einfach Menschen zu skizzieren, bieten dir die Bilder von Berufsgruppen, die Menschen zur Darstellung von Dienstleistungen oder Produkten benötigen.

Architekten zeichnen beispielsweise oft größere Menschenmengen mit ganz einfachen Figuren, die erwachsener wirken als einfache Strichmenschen.

So könnten Menschen mit Vorbild der Architekten aussehen.

Wenn du Menschen eher mit modischen Gesichtspunkten zeigen möchtest, dann schaue zu den Modedesignern. Du siehst oft mit wenigen Strichen grazile und bewegliche Figuren.

Rasche Skizze Mode.

Bei einem Blick auf die beiden letzten Bilder siehst du, dass Architekten und Modedesigner Menschen anders zeichnen, als ein Trainer es üblicherweise auf einem Flipchart tut.

Es wird dann spannend, wenn du dir Anregungen aus anderen Disziplinen holst und sie kombinierst, wie es dir Spaß macht. Es macht deshalb durchaus Sinn, Menschen in unterschiedlichen Varianten im eigenen Bildvokabular zu haben. Dann hast du eine zeichnerische Vielfalt von Menschen, die du je nach Kontext, indem du dich bewegst einsetzt.

Jede Abbildungsform ist dabei immer eine Frage des Geschmacks. Deine Favoriten zählen genauso viel, wie die deiner Kunden und Kollegen.

Finde die Menschendarstellung, die du am meisten magst.

Im Grunde reicht es, eine einzige Menschenvariante fürs schnelle und einfache Zeichnen jederzeit parat zu haben. Am leichtesten tust du dich damit, wenn diese Variante deinem eigenen Zeichenstil entspricht.

Wenn du leicht und locker ein paar Menschen in deine Visualisierungen einbettest, begeistert du damit dein Publikum. Der Effekt wird noch stärker, wenn du deine Personen live zeichnest.

Um das lockere Zeichnen von Menschen zu erreichen, empfehle ich dir, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren. Deine Visualisierungen werden davon profitieren.

Bild: Das ist mein Lieblingsmensch, den ich jederzeit schnell zeichnen kann.

Wie beim Lernen einer Fremdsprache gilt beim Zeichnen: Du lernst durch ständiges Wiederholen. Gerade das Sternenmenschlein und die Architekturmenschen brauchen oft ein paar Versuche, bis du mit ihnen warm geworden bist.

Nutze Menschen in deinen Visualisierungen, um ihnen mehr Pfiff zu geben. Die Betrachter werden sich noch besser mit dem Gezeichneten identifizieren.

Zu guter Letzt: Übe und werde zum Meister.

Wie so oft ist es die regelmäßige Übung, die zum Ziel führt.

Aus meiner Sicht ist es bei einer Visualisierung absolut ausreichend, einfach zu bleiben.

Gerade dann, wenn die Menschendarstellung schlicht gehalten ist, ist sie schnell dargestellt. Je einfacher sie ist, desto universeller wird sie vom Betrachter verstanden.

Menschen mit gezeichneten Details sind deutlich schwieriger in der Ausführung. Die Proportionen richtig zu setzen, ist dabei eine der Herausforderungen. Hinzu kommt, dass die Zeichnung selbst möglicherweise wesentlich stärker infrage gestellt wird, als es bei einem Strichmännchen der Fall wäre.

Das Video, in dem du die Menschen noch einmal Schritt für Schritt mitzeichnen kannst:

Du willst mehr Ideen oder Literatur?

Dann schau doch mal hier:

• Ein exzellentes Beispiel für die einfache aber gleichzeitig wirkungsvolle Darstellung von Menschen ist der Yogamensch von Eva-Lotta Lamm. Da werde ich nicht müde, ein einfaches Strichmännchen in Aktion zu sehen. :)
• Es gibt auch Bücher, mit denen du Menschen Strich für Strich zeichnest. Figuren zeichnen aus der Hüfte kannst du beispielsweise mit dem Buch von Heike Haas.
• Sketchnoterin Nadine Rossa zeigt dir, wie du mit Menschen in ihrer Diversität und Vielfalt zeichnerisch umgehst.
• Von Nicola Pridik erhältst du neben Strichmännchen Anregungen, wie sie sich in Situationen darstellen lassen.
• Menschen in verschiedenen Situationen und in Bewegung zeigt dir Schritt für Schritt auch Timo Strauß.
• Wenn du es lieber verspielt magst, dann zeigt dir Simone Abelmann in ihrem Blogpost ihre liebsten 10 Menschentypen.

Melde dich gern, wenn du Fragen hast.

Bis dahin: Frohes Zeichnen. :)