Künstliche Intelligenz beim Texten: Hopp oder Top? Ein Selbstversuch

Von einem US-Kollegen in meiner Mastermindgruppe las ich vor ein paar Wochen, dass er KI (Künstliche Intelligenz) nutzen würde, um Ideen für seine Texte zu erhalten.

Klang interessant. Aber da Tools, die auf dem englischen Markt funktionieren, das nicht zwangsläufig auf dem deutschen Markt tun, gingen KI-Tool-Tests direkt meine imaginäre Never-To-do-Liste.

Danach häuften sich meine Zusammenstöße mit KI-Tools:

Auf Twitter stieß ich auf eine heiße Diskussion von Copywritern, die sich über den Nutzen und Einsatzmöglichkeiten von KI-Plattformen austauschten. Bei LinkedIn sah ich das Bild eines zugeschnittenen Lachfiletstücks im Fluss schwimmen. Die Illustratoren Organisation veranstaltete einen Diskussionsabend zu KI-Bildgeneratoren und Texterin Nicole Isermann rief zur Blogparade mit dem Titel „Texten mit KI - Kuriosität oder Zukunftstrend" auf.

Nicoles Aufruf war der Auslöser. Es ging nun doch zu einem kurzen Selbstversuch.

Die folgenden drei Tools versprachen deutsche Texte, wobei nur das Dritte ein deutsches Unternehmen ist.

  1. Jasper.ai
  2. Copy.ai
  3. Neuroflash

Was kann ein KI-Tool, was ein Mensch nicht kann?

Die Antwort nehme ich gleich mal vorne weg: Sie kann emotionslos die von dir eingegebenen Daten in Texte verpacken und sie nach deinen Vorgaben auch in ihre Einzelteile herunterdeklinieren.

Ich startete meine Textproduktion mit Jasper. Dort gab es kurze englische Intro-Videos zu den unterschiedlichen Funktionen und die sind beachtlich. Neben einem Blogpost kannst du dir unzählige Ideen für deine Marketingtexte generieren lassen. Das können Value Proposition Headlines, ausformulierte Copywriter-Formeln, Facebook und Google Ads sowie Produktbeschreibungen sein. Aber auch bei Fachbüchern will dich die Plattform unterstützen.

Jaspers Stärke ist die Ideenfindung

Zuerst startete ich mit einem Blogpost und einem Briefing. Dann legte das Tool los. Den Text, den Jasper generierte, siehst du im Bild. Von der Überschrift bis Punkt vier ist alles Eigenleistung des Tools.

Jasper Blogpost Bild: Diesen Blogpost hat das Tool Jasper nach einem kurzen Briefing geschrieben.

Ja, wie du siehst, ging es ab Punkt vier wieder von vorn los. Das irritierte mich, denn mir war nicht klar, welche Form der Argumentation Jasper verfolgte (offenbar keine allzu „durchdachte“.). Aber ich war positiv überrascht, dass ein lesbarer Beitrag herauskam.

Deutlich mehr überzeugten mich die Ideenhappen, die mir die Software bei der Suche nach einer guten Überschrift im nächsten Versuch hinwarf. Zuerst analysierte sie die Angebotseigenschaften und die Vorteile des Angebots. Danach hast du die Option, unterschiedlichste Varianten einer Überschrift erzeugen zu lassen. Neben der Aufgabe „Schreibe sechs Headlines“ sind Aufforderungen wie „Write PAS for the above“ oder „Write a clever value prop for the above“ möglich.

Jasper spielte bei meiner Ideensession mit den Angebotseigenschaften und den Vorteilen. Es kam eine kleine Vielfalt an Varianten heraus, die als Basis gut fürs weitere Bearbeiten geeignet waren. Wie sich dabei allerdings auch herausstellte, waren die Ideen dann wieder auf Englisch trotz eines deutschen Briefings.

Es arbeitet sich besser mit einem schlechten ersten Draft als mit einer leeren Seite. Deshalb kann ich gut nachvollziehen, dass Copywriter auf dem englischsprachigen Markt die Funktion für ein erstes Brainstorming nutzen. Aber für einen deutschen Text eignen sich die englischsprachigen Ergebnisse eher nicht.

Ähnlich war der Ablauf dann mit dem Tool Copy.ai. Das Tool ist Jasper relativ ähnlich, das Preisgefüge jedoch etwas anders. Die Problematik auch hier war die Sprache: Der Blogpost schrieb sich deutsch, die Ideenfindung wechselte zu Englisch.

KI kann auch Bilder.

Bis ich zum deutschen Tool Neuroflash vordrang, war mein Erkundungsdrang schon deutlich eingegangen. Neuroflashs Anwendung unterscheidet sich nicht groß von den anderen beiden Plattformen, nur dass es tatsächlich für deutsche Anwender gemacht ist und auch im Verlauf bei Deutsch bleibt. Bei einem kurzen Blogpost-Test konnte mich aber auch die KI nicht überzeugen.

Da die Funktion KI Bilder mir ins Auge sprang, testete ich statt weiterer Ideenorgien lieber mal die Bildfunktion. Aber sieh selbst:

Bild von KI Neuroflash1 Bild: Diese Illustration hat Neuroflash aufgrund des Briefings: „illustration of a woman giving a workshop in front of 3 people, linedrawing, simple, black and white“ erstellt.

Bild von KI Neuroflash Bild: Diese Illustration hat Neuroflash aufgrund des Briefings: illustration of a facilitator giving a workshop in front of his pc“ erstellt.

Die Ergebnisse fallen ein wenig spooky aus, nicht wahr?

Für einen ernsthaften Beitrag allerdings nicht zu verwenden. Die Funktion, die mir ein KI-Bild generiert, war bei Jasper leider in der kostenlosen Schnupperversion nicht verfügbar. Zu gerne hätte ich die bildnerische Kreativität von dem Algorithmus des Tools auch getestet.

Wer‘s generisch mag, nimmt Texte der KI.

Nach einer kurzen euphorischen Phase am Anfang meiner Phase packte mich rasch die Ungeduld. Es wurde mühselig. Die englischen Plattformen begannen im Schreibprozess ständig, mir englische Texte zu schreiben, obwohl ich sie deutsch gebrieft hatte. Außerdem hatten alle Plattformen gemein, dass sie nur wenige Sätze schrieben, bevor der Nutzer erneut den „Schreib-Button“ drücken muss.

Bei den Blogposts zeigte sich klar, dass ein KI-Text maximal so gut ist wie das Briefing. Je intensiver und besser du dich mit einem Thema auseinandergesetzt hast, desto detaillierter gestaltet sich vermutlich das Briefing. Mit einem guten Briefing erzielt die KI einen fehlerfreien deutschen Text in der Tonalität deiner Wahl, in dem auch Keywords auftauchen. Nur ist das Ergebnis weder besonders auf den Punkt, noch zeigt es klare Kante.

Weniger nervenaufreibend ist es, bei einer vorhandenen Struktur, Recherche und guten Argumenten den Blogartikel dann einfach selbst zu schreiben. Warum die KI bemühen und mich auf ein generisches Ergebnis freuen? Sie soll dann weiterhelfen, wenn ich nicht weiter weiß. Sie soll nicht einen guten Beitrag verwässern.

Da bei manchen Unternehmen bei der Produktion von Texten allerdings die Prämisse „Quantität vor Qualität“ gilt und der wahrgenommene Wert eines gut geschriebenen Texts nicht als solcher erkannt wird, überrascht es trotzdem nicht, dass es einige Texter auf dem Markt gibt, die vermehrt auf KI-Tools setzen.

Für den „Hausgebrauch“ scheinen mir die Ergebnisse dennoch sehr durchwachsen.

Wie siehst du das? Schreib mir gern von deinen Erfahrungen.

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