Kolbe Test, ein weiterer Persönlichkeitstest? Das steckt dahinter.

Mein persönliches Verhältnis zu Persönlichkeitstests ist gespalten. Ich mag sie nicht besonders. Sie scheinen vor allem für Personalabteilungen von großen Unternehmen hilfreich, um schwarz auf weiß zu sehen, wie man im Durchschnitt zu anderen Menschen ist. Aber genauso oft werden sie von selbigen dazu genutzt, Menschen zu klassifizieren und sie in die bekannten "Schubladen zu stecken".

Bei Tests wie dem DISG Modell wird ein Mensch dann schnell zum Machtmensch, weil er dominante rote Anteile hat oder ist ist der Gelassene mit der Farbe blau. Das mag für Tendenzen in einem Teamgefüge hilfreich sein, aber wie hilft es dem Einzelnen, in eine von vier Schubladen zu passen?

Vor ein paar Monaten bin ich auf einen Selbsttest gestoßen, der einen etwas anderen Ansatz verfolgt: den Kolbe A Index Test (unbezahlte Werbung). Der Kolbe Test ist kein klassischer Persönlichkeitstest. Er testet stattdessen die Konation. Das heißt, er beurteilt, wie und mit welchem Prozess jemand eine Handlung nimmt.

"Konation" klingt abstrakt und komplex, nicht wahr?

Jeder Mensch nimmt Informationen auf unterschiedlichen Ebenen wahr. Du verarbeitest Informationen kognitiv, analytisch mit dem Denken. Du spürst sie affektiv in Form von Emotionen und du bist angetrieben von der Konation.

Bei der Konation handelt es sich also um deine Absicht zur Handlung, die aus deinem eigenen Antrieb heraus erfolgt. Der Kolbe Test ermittelt demzufolge:

Wie tust du die Dinge im Alltag? Auf welche Art und Weise und mit welcher Reihenfolge gehst du sie an?

Das steckt dahinter

Eins vorneweg. Der Kolbe A Index Test ist ausschließlich auf Englisch verfügbar. Deshalb ist auch die Auswertung mit den Ergebnisse nur auf Englisch zu haben.

Neben A gibt noch den Kolbe Test B (Triff die richtige Entscheidung für deine berufliche Laufbahn), R (Worauf schaust du wirklich in einer Beziehung zu deinen Mitmenschen) und Y (Stärken-Assessment für Kinder und Jugendliche von 10 bis 17-Jahren).

Das Test-Institut selbst meint zum Kolbe A Index Test:

Der Kolbe-Index (Instinkttest) ist einzigartig. Es misst nicht Intelligenz, Persönlichkeit oder sozialen Stil. Es misst die instinktive Art und Weise, wie Sie handeln, wenn Sie sich bemühen. Ihr Ergebnis beschreibt Ihre natürlichen Stärken – Ihren Modus Operandi (MO).

Die Testergebnisse werden also stärkenorientiert vermittelt, was mir sehr gefallen hat. Am Ende der Auswertung erhältst du Handlungsempfehlungen.

Deine Investition für den Konationstest liegt noch immer bei 55 Dollar (Stand Anfang 2023).

Getestet werden bei dem Kolbe Test vier Herangehensweisen:

  • Factfinder, das heißt, die Art, wie wir Informationen sammeln und teilen.
  • Follow through, die Art, wie wir die Dinge organisieren.
  • Quickstart, wie wir mit Risiko und Unsicherheit umgehen.
  • Implementation, wie wir die Sache angehen.

Es gibt jeweils eine Punktzahl bis zu zehn Punkten und zu jedem der vier Teile kleine Handlungsempfehlungen.

Meine Testergebnisse als Beispiel wie ausgewertet wird.

Aus Interesse und einer Portion Neugier habe ich den Test gemacht. Für mich fühlt sich das Ergebnis sehr stimmig an und ich hatte beim Lesen der Auswertung direkt einige Aha-Effekte. Eventuell ist das genau das, was auch bei einem Persönlichkeitstest passiert (Barnum-Effekt?!).

Die Ergebnisse werden auf 18 Seiten visualisiert und beschrieben. Meine Ausführungen geben also eher kurzen Abriss.

kolbe-ergebnis

Fact Finder, wie wir Informationen sammeln und teilen.

Ich bekam im Fact Finder vier Punkte. Es folgte die dezidierte Auswertung, laut der ich ich eher der Typ bin, der die Dinge erklärt. Ich abstrahiere Inhalte nicht allzu sehr und gehe auf der anderen Seite auch nicht sehr stark ins Detail.

Anstatt dessen entwickle ich einen guten Überblick darüber, was wichtig ist und erkläre dazu, wenn gewünscht, die nötigen Details.

Das passt. Wie sonst würden meine Sketchnotes funktionieren? Denn dort geht es mir darum, die wichtigsten Inhalte aufzugreifen und wo nötig, weitere Details zu liefern.

Follow through, wie wir die Dinge organisieren.

Beim nächsten Punkt, dem Follow Through, hatte ich eine sehr geringe Punktzahl. Laut Test arbeite ich bei meiner Organisation im Alltag viel mit Shortcuts und Multitasking.

Es sind eher andere, die dafür sorgen, dass Systeme beibehalten werden oder die an tollen Lösungen tüfteln, um die Dinge gut zu organisieren. In der Tat ist das nichts für mich. Insofern stimme ich auch mit dem Punkt überein, dass mir eine übermäßige Bürokratisierung von Prozessen und Dinge, die zu erledigen sind, nicht allzu viel Freude machen.

Dass es Menschen gibt, die eben nicht so arbeiten wie ich und ich in dem Punkt anders ticke, war mein erster Aha-Effekt.

Wenn es um produktives Arbeiten geht, ist der Konsens oft, sich eine Liste zu machen und diese störungsfrei nacheinander abzuarbeiten. Ich arbeite sehr gern projektübergreifend und an mehreren Projekten „gleichzeitig“.

Insofern war es für mich fast eine Erleichterung, dass es okay ist, so zu arbeiten, wie ich es tue. Dass diese Herangehensweise auch produktiv sein kann, wenn sie zum Anwender passt.

Quickstart, wie wir mit Risiko und Unsicherheit umgehen.

Meine höchste Punktzahl habe ich beim dritten Teil, dem Quickstart, erreicht. In der Praxis gehe ich demzufolge meine Inhalte und Dinge sehr stark durch Experimentieren und Ausprobieren an. Außerdem generiere ich zur Lösung immer wieder neue kreative Ideen.

Das mag für mein Umfeld keine Neuigkeit sein.

Für mich war die Tatsache, es jedoch einmal schwarz auf weiß zu lesen, schon eher überraschend. Ich hätte nicht gedacht, dass mich die Ideen und kreative Herangehensweise auszeichnet – auch wenn das im Grunde für Außenstehende absolut eindeutig ist. Die Empfehlungen für mich sind, dass nonkonformes Verhalten für mich durchaus eine Option ist.

Ich sollte außerdem auch nicht unbedingt versuchen, mich selbst vorherzusagen. Diesen Tipp fand ich super.

Implementierung, wie wir die Sache angehen.

Der vierte Punkt, die Implementierung, war für mich mit Punkten im Mittelfeld der Skala nicht allzu spannend. Mittelfeld heißt, dass ich die Dinge so lasse, wie sie funktionieren (wenn sie funktionieren).

Weitere Auswertungsdetails

In der weiteren Auswertung zeigt eine Energiepyramide die Gewichtung der vier Elemente in Form einer anderen Darstellung. Es wird auch darauf hingewiesen, dass jeder Mensch nicht ausschließlich eine der vier Varianten zeigt. Jeder trägt eine Kombination der Vorgehensweisen in sich und wendet sie in verschiedenen Kontexten unterschiedlich an.

Meinen dritten Aha-Effekt hatte ich bei der Darstellung, wie man eine Aufgabe bearbeitet, wenn die Bedingungen so sind, dass man seine Stärken maximal einsetzen kann.

Der Weg zur Lösung ist sehr individuell.

Zu Beginn einer neuen Aufgabe steht bei mir ein Brainstorming zur Ideensammlung von Lösungsmöglichkeitenan. Als nächstes schaue ich mir die Varianten an und recherchiere mehr Informationen. Danach prüfe ich sie auf Machbarkeit, wie hoch die Kosten sind und welche Vorteile die einzelnen Varianten mit sich bringen.

Wenn ich die Informationen habe, überlege ich: Welche Möglichkeiten gibt es, um zum Ziel zu kommen?

Für mich ist dieser Prozess ein sehr logischer Vorgang.

Aus der Arbeit mit divers gemischten Teams weiß ich, dass die Reihenfolge für das Team nicht unbedingt logisch sein muss. Die Inhalte in der Form abzuarbeiten, kann für andere sehr irritierend sein.

Vor allem für diejenigen, die eine ganz andere Systematik verfolgen, ist die Reihenfolge absurd. Konflikte in der Zusammenarbeit sind da durchaus vorprogrammiert, wenn das gemeinsame Ziel und die Wertschätzung fehlt.

Am Ende der Auswertung erhielt ich noch einmal Tipps und Handlungsempfehlungen. Ich bekam z. B. den Hinweis, dass mir das Sprechen eher liegt als das Schreiben. Prompt dachte ich an den Podcast, den ich schon einige Monate vor meinem Blog angehen wollte.

Ein spannender Test, der neue Perspektiven aufzeigt.

Der Kolbe Test hat mir mit der Auswertung, den detaillierten Hinweisen und den Tipps in einigen Punkten Klarheit gebracht. Bei den klassischen Persönlichkeitstests, die ich auch für das ein oder andere Bewerbungsgespräch absolvieren musste, war das in der Vergangenheit nicht der Fall. (Allerdings habe ich dabei oft auch keine Infos zu den Ergebnissen erhalten.)

Ich glaube im Gesamten nicht, dass es solche Tests zur Einschätzung der Persönlichkeit oder den zur Konation wirklich braucht. Allerdings kann ein externer Blick oder Test dabei unterstützen, zu erkennen, was uns von anderen unterscheidet und wo unsere eigenen Besonderheiten und Stärken liegen können.

Ein Test bietet dir bei Bedarf Raum für Reflexion. Die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen schärft dein Bewusstsein.

Idealerweise hilft das Resultat, dir bewusst zu machen, wo du anderen Unterstützung bieten kannst und in welchen Bereichen es Sinn macht, sich von anderen unterstützen zu lassen.

Drei Tests für mehr Informationen zu deiner Persönlichkeit, falls du dir Alternativen wünschst

Die Onlinewelt hat etliche Varianten kostenloser Tests mitgebracht. Ich habe die einzelnen Tests nur zu Teilen selbst absolviert und kann nichts über die Qualität der Auswertung machen. Aber die zwei folgenden Tests kannst du online absolvieren und zwar kostenlos:

  1. Die Plattform 16 Personalities (unbezahlte Werbung) bietet einen Persönlichkeitstest und eine weitere Variante, wenn mit dem du dein Team in unterschiedliche Rollen einordnen kannst.

  2. Der Test (unbezahlte Werbung) von Humanmetrics wertet deine Persönlichkeit auf Grundlage von der Typologielehre nach Carl Jung und Isabel Briggs Myers aus. Er prüft deine Extraversion gegen Introversion, das "Sensing" gegen deine Intuition und dein Denken versus das Fühlen.

Ein Test, der nicht kostenlos, aber eventuell auch interessant ist, ist der Clifton Strenghts 34 Stärkenfinder Test des Gallup-Instituts. Der Test findet aus 34 möglichen Stärken deine am meisten ausgeprägtesten Stärken heraus. Visuell unterteilt der Test die Ergebnisse ansprechend in einer Matrix mit vier Grundtendenzen. Der Schwerpunkt der Auswertung liegt dabei vor allem auf den fünf ausgeprägtesten Stärken, die du mitbringst.

Schreib mir gern, inwiefern dir der Beitrag geholfen hat.

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