Wie User-Testing dir hilft, deine Website zu optimieren

Du hast vielleicht schon länger vor, deine Website unter die Lupe zu nehmen. Vor allem, wenn sie dir nicht so viele Kunden bringt wie erhofft.

Der Zweifel, ob eine Website nicht eigentlich viel bessere Ergebnisse liefern könnte, ist oft nicht ganz unberechtigt.

Besucher, die auf deine Website kommen, sollten dein Angebot schnell verstehen. Das läuft im Grunde wie beim Elevator Pitch. Du hast eine kurze Zeitspanne von wenigen Sekunden (beim Elevator Pitch waren es original wenige Stockwerke), um deinem Besucher zu erklären, was er bei dir bekommt.

Ein Besucher, der im Laden sich selbst überlassen bleibt, kauft nicht. Ein verwirrter Website-Besucher ebenfalls nicht.

Womöglich wendet sich ein potenzieller Kunde in solchen Momenten viel schneller zur Website der Konkurrenz, als dir lieb ist. Führe dir ruhig vor Augen, wie du vorgehst, wenn du etwas suchst. Gibst du deine Frage bei Google ein und öffnest dann ein paar Seiten, die so klingen, als könntest du dort eine Antwort finden? Dann klickst du dich von Website zu Website auf der Suche nach der Seite, bei der du den Eindruck hast, dass sie dir helfen kann?

Dein potenzieller Kunde macht es nicht anders:

Ist es auf deiner Website für ihn ungemütlich, wendet er sich einem anderen offenen Fenster in seinem Browser zu. Du hast damit einen potenziellen Kunden weniger.

Finde das Problem, warum deine Website nicht verständlich ist.

Es hilft deinem Business also wenig, wenn dein Angebot zwar hilfreich ist, aber deine Website es nicht schafft, genau das rüberzubringen.

Da du dein Unternehmen gut kennst, ist das Problem für dich selten offensichtlich. Es beginnt ein Rätselraten:

  • Ist es der Text auf der Website?
  • Sind es die Bilder?
  • Ist es die Struktur? 

Je mehr du darüber weißt, wie Besucher sich auf deiner Seite zurechtfinden, desto besser lässt sich das Problem diagnostizieren. Du lernst von deinen Besuchern, wo deine Seite nicht (mehr) benutzerfreundlich ist.

Um andere Perspektiven zu erhalten, kannst du deine besten Kunden befragen, was sie zu deiner Website sagen. Nur sind auch sie bereits bestens vertraut mit deinem Business und haben nicht den nötigen Abstand.

Was fehlt, ist der fremde Blick.

Nachdem du auch nur ein paar Wochen an einer Website gearbeitet hast, kannst du sie nicht mehr mit frischen Augen sehen. Du weißt zu viel. Der einzige Weg, um herauszufinden, ob sie wirklich funktioniert, ist durch das Testen.​​​​​​​ Steve Krug​​​​​​​

Die gute Nachricht ist, dass "testen" nicht unbedingt heißt, dass du erst viel Werbung machen musst, um Besucher auf deine Seite zu bekommen, um hinterher Google Analytics zu befragen und danach entweder detailliert auszuwerten oder grob abzuschätzen, wie deine Seite nun wirklich funktioniert.

Wenn du prüfen willst, wie deine Website performt, kannst du auch User-Tests nutzen. Mit User-Tests findest du heraus, wie nutzerfreundlich deine Seite wirklich ist. Du bekommst Informationen darüber, ob der Flow für Website-Besucher stimmt oder ob es irgendwo "hakt".

Zwei Formen des User-Tests, das User-Testing und der Fünf-Sekunden-Test, eignen sich sehr gut zur Validierung deiner Website.

Mit User-Testing tappst du nicht mehr im Dunkeln, sondern verfolgst die Reaktionen deiner Website-Besucher live mit.

User-Testing gibt dir die Möglichkeit, die Reaktionen deines Besuchers live mitzuerleben, während sie auf deiner Website unterwegs sind.

Als Ergebnis erhältst du ein mehrminütiges Video, in dem du siehst, wie sich ein Tester durch die Seite bewegt, wo er klickt, um (deine) Fragen zu beantworten. Weil er aufgefordert wurde, alle Aktionen zu kommentieren, lernst du gleichzeitig, was er denkt, während er durch deine Seite navigiert. Fürs Auswerten erhältst du oft auch ein Transkript seiner Gedanken.

User-Testing

Da die Tests gut für eine qualitative Bewertung geeignet sind, reicht es, wenn du mit einer Handvoll Tester startest. Ideal für eine qualitative Erhebung ist eine Größenordnung ab zwölf Tests. Planst du ein großes Projekt bzw. hast du ein entsprechendes Budget, bieten sich selbstverständlich auch User-Testings an, die sich in der Größenordnung von quantitativen Tests bewegen.

Für ein User-Testing gibt es in unzählige Varianten. Für den Anfang bietet es sich an, auf das Wissen und den Tester-Pool von einem der zahlreichen Anbieter auf dem Markt zurückzugreifen. Du musst dabei nicht zwangsläufig nach einer deutschen Firma Ausschau halten. Es gibt auch internationale User-Testing-Portale, die deutsche Tester beschäftigen.

Das größte Unternehmen auf dem Markt ist die Firma Usertesting.com, die mittlerweile allerdings nur noch extrem teure Jahrespakete anbietet. Ich habe bislang mit der österreichischen Plattform Userbrain gearbeitet. Sie bietet neben monatlichen Abos die "Pay as you go" Option, mit der du 35 Euro pro Test bezahlst (unbezahlte Werbung). Aber du findest im Netz auch weitere Anbieter auf dem Markt. 

Die ersten Testergebnisse erhältst du übrigens meist innerhalb weniger Stunden nach Buchung.

Auch wenn du die Tester, die sich durch deine Seite klicken, anhand von Kriterien auswählen kannst, solltest du im Blick behalten, dass die Tester von User-Tests nicht unbedingt deiner Zielgruppe entsprechen. Du solltest deshalb die gewonnenen Daten mit dem nötigen Abstand betrachten. Alternativ kannst du deine eigene Zielgruppe zum User-Testing mitbringen.

Ein User-Testing bietet dir durch fremde Testeraugen einen frischen Blick auf deine Seite. Du erfährst, wie deine Besucher sich fühlen, während sie sich durch deine Inhalte navigieren. Aus der Auswertung dieser Tests gewinnst du Input und neue Ideen, wenn es daran geht, deine Seite zu überarbeiten und sie zu optimieren.

Fünf-Sekunden-Test helfen dir, deine Website klarer zu machen.

Der Fünf-Sekunden-Test ist eine Variante eines Usability-Tests. Mit ihm testest du, ob deine Inhalte  klar sind. Der kurze Test von fünf Sekunden gibt dir recht deutliche Hinweise darauf, was für deinen Besucher auf den ersten Blick nicht verständlich ist. ​​Ein Fünf-Sekunden-Test macht Sinn, um zu überprüfen, ob ein Nutzer wirklich einfach erkennt, worum es auf deiner Seite geht.

Dieser Test eignet sich also besonders, wenn du einen Teil deiner Website überprüfen willst. Zum Beispiel, ob dein Nutzungsversprechen verständlich ist oder ob dein Besucher sofort erkennt, was du anbietest. Oft werden mit Fünf-Sekunden-Tests auch Werbekampagnen geprüft.

5-Sekunden-Test

Ein Tester wird in der Regel aufgefordert, sich den nächsten Screen fünf Sekunden lang genau anzuschauen. Nach den fünf Sekunden (manchmal werden auch sieben oder neun Sekunden genutzt) erhält er Fragen, die du im Vorfeld definiert hast.

Zum Beispiel:

  • Was wird auf der Website angeboten?
  • Wie würdest in eigenen Worten beschreiben, was auf dieser Website angeboten wird?

Fünf Sekunden sind nicht viel Zeit. Ein Besucher deiner Seite wendet jedoch auch nicht mehr Zeit auf, um sich bei dir zurechtzufinden.

Von daher eignet sich der Test sehr gut, um den Kopf deiner Seite zu testen, indem du mit einer Überschrift deinen Besucher abholen willst.

Meine kurzen Tests führe ich bei Usability Hub ​​​​​​​durch (unbezahlte Werbung). Wenn ich bestimmte Thesen für Kundenprojekte überprüfen will, bieten mir die kurzen Tests die richtigen Hinweise, ob meine Copy (der Text) für fremde Augen verständlich ist. So sehe ich, ob eine Überschrift wirklich klar formuliert ist und die Zielgruppe erkennbar ist. Dabei lerne ich, wo ich noch optimieren muss.

Es gibt auch Tests, bei denen sich mehrere Varianten gegeneinander testen lassen. Diese Version des Usability-Tests bietet sich an, wenn du die Anordnung in deinem Website-Menü testen willst oder drei tolle Logoentwürfe hast, zwischen denen du dich nicht entscheiden kannst. 

Die Tendenzen, die sich durch die Antworten deiner Tester abzeichnen, geben dir ein wertvolles Feedback, um deine Website zu optimieren. Je nachdem, wie umfangreich dein Test ist und wie viele Tests du kaufst, kostet er (auch abhängig vom Anbieter) rund einen Dollar.

User-Tests sind ein Werkzeug, um deine Website zu optimieren.

Beide Testvarianten sind eine spannende alternative Option zum A/ B Splittest. Sie bieten schnelle Ergebnisse und zeigen dir, wie deine Website aus anderen Augen gesehen wird und wo du optimieren solltest.

Wenn du keine eigenen Tester mitgebracht hast, gilt für beide Tests, beim Auswerten etwas gedanklichen Abstand zu wahren und auf die Tendenzen zu achten. Die Tester entsprechen in den seltensten Fällen deiner Zielgruppe. User-Tests sollten somit nur ein Teil deines Validierungsprozesses sein. Alternativ ist der A/B Splittests oder eine gezielte Umfrage unter potenziellen Kunden eine geeignete Optionen.

Bleib informiert und hol dir künftige Infos direkt in die Mailbox.