Was du erreichen kannst, wenn du anderen deine Ziele mitteilst

Lohnt es sich, abseits unserer Gewohnheiten zu denken und sich ein richtig großes Ziel zu setzen?

2019 verkündete Maria Steinberg ein Ziel deutlich außerhalb ihrer Komfortzone. Sie machte öffentlich, dass sie drei Jahre später auf einer Bühne in Kanada stehen und einen TED Talk geben wolle.

Ein Ziel, das manch einer für verrückt gehalten haben mag. 2019 war eine Phase, in der ich auf Twitter sehr gern aktiv war und genau dort wurde ich auf Maria und ihr Ziel aufmerksam. Vor kurzem, vier Jahre später, kam mir Maria wieder in den Sinn.

Ich freue mich, dass sie mir in einem Interview verraten hat, wie es weiterging und ob sie tatsächlich auf einer kanadischen Bühne gelandet ist.

Maria, wie kam es dazu, dass du der Welt von deinem ambitionierten Ziel erzählt hast?

Ich nahm an einem Working-Out-Loud-Circle teil. Zu der Zeit hatte ich einen Job, bei dem ich jeden Tag alles gab. Trotzdem ging es nicht so richtig voran.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits angefangen zu schreiben und mir als Endziel des Working-Out-Loud-Circles das Ziel gesetzt, nach zwölf Wochen einen eigenen Blog zu haben. Also war dieses Ziel schon vergeben. Die Frage in der Aufgabe lautete außerdem: „Was möchtest du in drei Jahren erreicht haben?“. Ich wusste, mein Blog würde bis dahin längst stehen. Ich überlegte eine ganze Weile, welches Ziel ich nehmen könnte. Plötzlich hatte ich eine Idee:

"Was wäre, wenn ich einen TED-Talk als Ziel aufschreiben würde?"

TED ist für mich ein Inspirator, wo du auf der Bühne stehst und eine Idee mit gibst. Du stößt Veränderung an und sorgst so ein bisschen dafür, dass manch einer im Publikum sich nach dem Talk einen Wunsch erfüllt oder für sich etwas Wichtiges erkennt. Du machst für diese Person mit diesem Vortrag an dem Tag die Welt ein Stückchen besser.

Es war so ziemlich das großartigste, was ich damals kannte. TED inspirierte mich und ich mochte die TED-Community. Auf der Suche nach einem utopischen Ziel kam mir die Idee des TED-Talks und den wollte ich in Kanada halten. Schlicht aus dem Grund, weil ich noch nie zuvor in Kanada war. Tatsächlich war ich einfach gespannt darauf, ob diese Übung auch dann funktioniert, wenn ich mir kein leicht zu erreichendes Ziel setze.

Ein Auftrag des Working-Out-Loud-Prozesses war, das Ziel mit anderen zu teilen. Du erzählst es der Welt, damit sie dich dann irgendwie daran erinnert. Ich setzte mein neues Ziel auf meinen Blog. Es war auf Twitter. Es war auf LinkedIn. Es war auf Xing. Es war überall, wo ich online zu greifen war. Das hat auch fantastisch gut funktioniert und tut es selbst jetzt noch, obwohl ich das Ziel gar nicht mehr verfolge.

Der TED-Talk wäre 2022 gewesen. Wie weit bist du gekommen mit deinem Ziel?

Ich bin weit gekommen. Wenn Corona nicht dazwischen gefunkt hätte, dann hätte es absurderweise geklappt. Davon bin ich fest überzeugt. Ich hatte schon Connections zu TED Kanada.

Nur durch das Sichtbarmachen und das fortwährende dran Arbeiten war ein völlig utopisches Ziel plötzlich zum Greifen nah. Da kam jemand zu mir und meinte: „Wir haben von dir gehört und auch etwas von dir gesehen. Übrigens, wir kennen den Typen, der TEDx in Kanada macht.“

Somit stand alles. Jedoch kam genau da Corona und die Welt ist gekippt. Ich konnte also nicht reisen. Mein Ziel ist nicht an meinen Fähigkeiten gescheitert, sondern an den Umständen.

Ich war allerdings beim Berliner Rhetoriksalon, um den TED-Talk zu proben. Den Vortrag habe ich tatsächlich gehalten. Zwar in kleiner Runde und vorm PC, aber es gab ihn.

Wow. Wie hast du es geschafft, TED auf dich aufmerksam zu machen?

Das war ziemlich einfach. Ich habe angefangen, ganz simpel TED-Talks zu sketchen. Die Sketchnotes habe ich dann auf Social Media geteilt. Ich habe darauf geachtet, immer eine andere TED-Location zu nehmen und was Kanadisches zu visualisieren.

Maria Steinberg TED Calgary

Bild: Eine Sketchnote zu einem TED-Talk, gezeichnet von Maria Steinberg.

Geholfen hat mir auch, dass ich meinen Blog du-bist-grossartig.de hatte. Der ist für mich die digitale Heimat. Dort konnten sich alle, die von mir eine Sketchnote erhalten haben, noch einmal umgucken und sehen, dass ich kein Fake-Bot, sondern ein echter Mensch bin. Mit meinen damals wahrscheinlich 200 Beiträgen wussten sie auch schnell, in welcher Richtung ich unterwegs bin.

Ich glaube nicht, dass ich ohne die Website den gleichen Erfolg gehabt hätte.

Toll, dass du dein Ziel im Grunde doch erreicht hast. Sehr spannend, was da alles passiert ist. Was hast du für dich mitgenommen?

Also, ich dachte, mein Ziel wäre der kleine rote Teppich bei TED in Kanada. Aber mein eigentliches Ziel war es, Menschen zu helfen, etwas zu ändern und zu verbessern. Und zwar im Kleinen. Manch einer meiner Blogbeiträge hat die Botschaft „Hey, es ist eine ganz gute Idee, heute mal lächelnd auf die Straße zu laufen.“ Schon ein einziges Lächeln kann an dem Tag eine Kette von lächelnden Menschen nach sich ziehen oder möglicherweise sogar Leben retten.

Das Ziel, dass ich hinter TED zuerst nicht gesehen habe, war mein Blog und damit einen Beitrag zu leisten. Das Ziel, das ich in Form von des Talks nicht erreicht habe, habe ich über den Blog hundertfach erfüllt. Heute habe ich den 1.200sten Blogbeitrag geplant. Das sind 1200 Impulse, die jederzeit verfügbar sind, statt eine Idee in nur 18 Minuten, die nur in einem Video weiterlebt. Der Blog trifft Menschen genau in dem Moment mit dem Thema, wo sie gerade sind. Und das jederzeit gleichzeitig. 1200 Mal.

Ich habe im Vorfeld nicht verstanden, dass der Blog viel eher mein Ziel ist als TED. Dennoch hat mir die Zielsetzung für meinen Weg geholfen. Das große Ziel anzulaufen und es später loslassen zu können, war extrem erleichternd.

Hinzu kam, dass TED für mich im Verlauf der Zeit an Reiz verlor. Durch meine neuen Connections zu TED habe ich gemerkt, dass das, was ich mir unter TED vorgestellt habe und das, was TED tatsächlich ist, zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind.

All diese kleinen Sachen haben dazu geführt, dass ich auch ganz entspannt sagen konnte, ich kann das Ziel streichen. Für mich war das wichtig. Ich konnte loslassen.

Danke für das Teilen deiner Learnings. Welchen Tipp hast du an diejenigen, die jetzt vorhaben, sich endlich das eine Ziel zu setzen?

Egal wie absurd deine Idee ist: Mache es einfach. Du wirst nur so rausfinden, ob es was wird oder nicht. Mach kleine Schritte. Wenn du irgendwo aneckst, überdenke und schaue, ob du den Weg weitergehen willst oder nicht.

Denn die Sache ist die: Es kann dabei nichts Schlimmes passieren. Entweder du erreichst dein Ziel (ich drücke dir alle Daumen) oder nicht. Dass das kein Drama sein muss, habe ich selbst erlebt. Mein Scheitern hat mich weitergebracht. Ohne das verpasste Ziel hätte ich möglicherweise bis jetzt nicht realisiert, dass mein Blog viel mehr ist als nur mein digitales Gedächtnis.

Ganz wichtig: Wenn du feststellst, dass dein Ziel von heute sich in drei Jahren nicht mehr super anfühlt, dann musst du nicht bis zur Zielgeraden laufen. Du kannst es auf dem Weg loslassen.

Vielen Dank für deine Zeit, Maria, und dass du auf deine unglaubliche Reise mitgenommen hast.

Wenn du wissen willst, was Maria als nächstes vorhat, dann schau doch auf ihrer Über uns-Seite nach ihrem aktuellen Ziel.