Keine Angst vorm Imposter-Syndrom. Wie du es erkennst und Selbstzweifel überwindest.

Das Imposter-Syndrom ist ein psychologisches Phänomen, das sicher jeder Selbstständige und Unternehmer kennt. Es ist die Angst, nicht gut genug für die anstehenden Aufgaben zu sein. Die frühe Forschung legte nahe, dass überwiegend Frauen betroffen waren, aber das wurde bei weiteren Erhebungen verworfen. Frauen wie Männer kennen das Imposter-Syndrom gleichermaßen.

Das Problem mit dem Imposter-Syndrom

Leadership-Coach Tanya Geisler hat sich eingehend mit dem Imposter-Syndrom beschäftigt. Ich war bei einem ihrer Vorträge live dabei und kam nicht umher, ihr Wissen in einer Sketchnote (nicht in Echtzeit erstellt) festzuhalten. Gern teile ich sie mit dir.

Sketchnote Hochstapler Syndrom von Tanya Geisler

Das ungute Gefühl, das im Bauch grummelt, versucht dich davon abzuhalten, dein volles Potenzial zu nutzen. Es meldet sich gerade in Momenten, in denen du aus deiner Komfortzone heraus musst, um zu wachsen. Es kann dich treffen, wenn du ein Angebot für einen Kunden vorbereitest, in das du erstmalig eine Preiserhöhung inkludiert hast oder bei dem anstehenden Vortrag vor großem Publikum.

Tanya erwähnt drei Ziele des Imposter-Syndroms. Es will:

  • Dich davon abhalten, in Aktion zu treten.
  • Dass du an deinen Fähigkeiten zweifelst.
  • Dich allein und isoliert zu halten.

Die Krux ist, dass Gedanken, die vom Imposter-Syndrom geprägt sind, sich nicht auf deine Fähigkeiten beziehen, sondern zerstörerische Gedanken sind. Sie haben nichts mit deinem tatsächlichen Know-How zu tun.

Gedanken, die dich sabotieren

Tanya demaskiert zwölf der Gedanken als Lügen, die dem Imposter-Komplex zuzuordnen sind. Gedanken, die du für dich nicht als wahr erkennen musst, weil sie dich sabotieren.

Diese zwölf Lügen sind:

  1. Dein Selbstzweifel bestätigt deine Unzulänglichkeit.
  2. Erfolgreiche Menschen kennen das Imposter-Syndrom nicht.
  3. Es gibt nur alles oder nichts.
  4. Ich habe nichts Nützliches beizutragen.
  5. Sag’ es niemandem.
  6. Sag es jedem.
  7. Du bist noch nicht so weit.
  8. Du schaffst das nie wieder.
  9. Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor alles zusammenbricht.
  10. Das Lob ist nicht wahr. Ich kann nicht gemeint gewesen sein.
  11. Täusche es vor, bis du es schaffst.
  12. Um Hilfe bitten? Das ist was für die Schwachen.

Selten bist du dir über die negativen Gedanken, die dich hindern, bewusst. Es hilft aber, bei negativen Gedanken in sich hineinzuspüren und zu schauen, ob sich bei deinen Gedanken die zwölf Lügen wiederfinden. Dann kannst du davon ausgehen, dass sie regelmäßig in deinem (Unter-) Bewusstsein auftauchen und gegen dich arbeiten.

Tanya hat auf dieser Basis ihr Framework entwickelt. Je nachdem, welche der Sätze dich besonders beschäftigen, lässt sich ableiten, welcher Bereich des Imposter-Syndroms dich gefangen nimmt.

Das Framework definiert drei Ausprägungen:

  1. „People pleasing – anderen Menschen gefallen wollen“
  2. Prokrastination aufgrund von Perfektionismus und
  3. „Diminishment“, das sich kleinmachen, oft im Vergleich mit anderen.

Sie gibt für jede Ausprägung Handlungsempfehlungen, was du tun kannst. Die Impulse findest du in der Sketchnote jeweils neben dem Framework-Kreis. Auf ihrer Website stellt sie auch einen Test bereit, bei dem du erfährst, was du für dich tun kannst.

Strategien, mit denen du dich aus den Fängen des Imposter-Syndroms löst.

Letztendlich gibt es zu jedem der negativen Begriffe auch andere Deutung, die eine neue Interpretation deiner Gedanken zulässt. Aus der positiven Linse betrachtet, können die negativ konnotierten Begriffe umgedeutet werden:

  • Sich kleinmachen wird dann zu Demut.
  • Das Verlangen, sich ständig zu vergleichen, kann dem Wunsch nach Verbindung entspringen.
  • Perfektionismus zeigt den Wunsch nach Exzellenz.
  • Dinge zu verzögern können darauf hindeuten, dass du dir selbst ein ausreichendes Urteil im Vorfeld bilden willst.
  • Fehlende Grenzen für die Wünsche anderer sprechen für Großzügigkeit.
  • Anderen Menschen gefallen zu wollen zeigt, dass dir Vielfalt, Akzeptanz und Integration von anderen wichtig ist.

Nicht immer ist es jedoch so, dass die Widerstände, die du wahrnimmst, von innen heraus kommen. Es kann genauso sein, dass dein Umfeld dafür sorgt, dass du dich unsicher fühlst.

Das zeigen auch die zwei Strategien, mit denen du deinem Imposter-Syndrom das Ende ansagst. Als erstes gilt es zu überprüfen, inwieweit die Kritik an dir wirklich von innen heraus kommt oder ob es externe Strukturen gibt, die dir ein schlechtes Gefühl geben.

Mobbing oder das Kleinhalten durch andere lässt sich auch gut mit dem Tall-Poppy-Syndrome beschreiben. Eine hochgewachsene Mohnblüte, die leuchtet und strahlt, weil sie so gut ist, wird dann ruckzuck von den Neidern abgeschnitten.

Tall Poppy Syndrome

Fühlt sich nicht gut an und sorgt für Frust, den du aber nicht dem Imposter-Syndrom zuschreiben musst. Hier stimmen die Strukturen nicht. Finden sich in deinem Umfeld Personen, die dich unterstützen?

Der zweite Schritt ist, deine Selbstsicherheit und dein Selbstbewusstsein zu stärken. Dabei lernst du, dass die Selbstzweifel an deinen Kompetenzen unangebracht sind. Denn du hast die optimalen Voraussetzungen, einen höheren Preis zu verlangen und auch die Bühne im größten Saal zu rocken. Der Schritt der inneren Arbeit ist der arbeitsame Schritt. Er erfordert Reflexion und das Aufbauen eines soliden „Polsters“, das dich vor den Gedanken des Imposter-Syndroms fern hält.