Ich habe festgestellt, dass Zeichnen mein Yoga ist. (Case Study)

Corinna Zollmann hat Anfang des Jahres an meinem 4-wöchigen Kurs Sketchnote-Power teilgenommen.

Das ist gar nicht so lange her, aber es kommt mir schon wieder sehr lang vor. Denn seitdem ist Corinna sehr aktiv, wenn es ums Zeichnen geht. Jeden Tag sehe ich eine neue Sketchnote, Visualisierung oder eine freie Zeichnung von ihr in meinen Social Media Accounts.

Ich wollte mehr erfahren über ihre neu gefundene Leidenschaft: das Zeichnen. Ich freue mich, denn sie hat dem Interview zugestimmt.

Los geht‘s.

Corinna, du warst Anfang des Jahres nicht ganz unbewandert, was das Zeichnen anging. Wie kamst du zu dem Thema?

Das war Anfang Corona. Als der erste Lockdown kam, sah ich immer wieder verschiedene Angebote, um Sketchnotes zu lernen. Und ich fand es interessant, zu sehen, wie man mit fünf Strichen etwas darstellt, selbst wenn man nicht zeichnen kann.

Ich habe da mehr oder weniger an diversen kleinen Mini-Workshops und Kursen teilgenommen, um festzustellen: Ich kann ja doch zeichnen! Das ist kein Zeichnen im klassischen Sinn, sondern es sind halt Sketchnotes gewesen.

So kam ich dann zu deinem Kurs. Bei dem ich den Businessbezug gesehen habe. Ich dachte: „Oh, Business. Im Job kann ich Sketchnotes auch benutzen?!“

Dann habe ich mich bei dir angemeldet und mir gesagt: „Was ich privat auf einer tollen Geburtstags-, Glückwunsch- oder Weihnachtskarte nutzen kann, das kann ich ja auch im Beruf nutzen, um meine Prozesse und Meetings einfach ein bisschen aufzupeppen.“ So landete ich bei dir im Business Sketchnote Kurs.

Du hast du in den vier Wochen ja schon sehr stark angefangen, die Sachen visuell umzusetzen.

Das ist mit einer Leichtigkeit passiert. Das war sehr beeindruckend. Wie war das für dich?

Ich bin in der SAP-Beratung tätig. Ich bilde Prozess wie den rund um die Wareneingangskontrolle ab. Da sind immer abstrakte Wörter dabei. Bisher habe ich versucht, die Prozesse irgendwie in Powerpoint und Word und irgendwelchen Bildchen aus dem Internet grafisch darzustellen. Aber da fehlte immer irgendwas. Es ging nie richtig.

Und dann will man später noch was einbauen und es verschiebt sich alles. Das hat mich schon oft gestört, dass das nicht einfach so geht.

Im Sketchnote Kurs habe ich Bilder und Icons für meinen Job entdeckt. Zum Beispiel den Prozess rund um die Wareneingangskontrolle.

Bei der Wareneingangskontrolle, was habe ich da? Ich habe eine Lagerhalle, eine Palette und einen LKW davor stehen. Das sind einfache Bilder, die ich relativ einfach und schnell zeichnen kann. Dazu kann ich schnell eigene Pfeile dazu malen und muss mich nicht mit PowerPoint oder Word quälen.

So habe ich angefangen, die Sachen aufs Wesentliche zu reduzieren, anstatt krampfhaft übers Internet nach Bildchen zu suchen, die passen. Ich habe einfach das, was ich im Kopf hatte, selbst skizziert. Dann noch ein bisschen Farbe dran und ich war fertig. Das war für mich einfacher und schneller umzusetzen, als mir die Bilder im Internet zusammenzusuchen.

Corinna SAP

Screenshot: SAP-Beratung gezeichnet von Corinna Zollmann

Du hast deine selbstgezeichneten Prozesse direkt aktiv in deinen Kundengesprächen genutzt?

Ja, zu der Zeit ging es um Wareneingangskontrolle und Prüfungen im Labor. Ich habe mich abends vorm Fernsehen hingesetzt (weil, man hat ja nix anderes zu tun und der Film ist meistens nicht so spannend) und nebenher überlegt: „Okay, welche Warenprüfungen habe ich im Labor und wie kann ich das darstellen? Oder welche Sachen im Lager habe ich? Qualitätsbestand? Sperrbestand? Wie stelle ich das dar?“

Corinna SAP

Screenshot: Lagerbestand gezeichnet von Corinna Zollmann

Ich habe mein eigenes Bildvokabular erstellt. Ähnlich wie, wenn man für „Idee“ eine Glühbirne darstellt oder für „Dokument“ ein Blatt Papier zeichnet. Ich hatte relativ schnell eigene Icons entwickelt, die ich einfach überall in den Dokumenten einsetzen kann.

So waren die Bilder für den Anwender etwas, was sie immer wieder gesehen haben. Die Bilder für Wareneingangskontrolle waren im Dokument überall gleich dargestellt.

Das ist genau das, worum es geht: Bilder zu entwickeln, die man im eigenen Alltag nutzen kann. Dein Zeichen-Fieber ist dann explodiert.

Ja, erst die Sketchnotes. Sie gehören ja zu den relativ einfachen Sachen. Dann kam da eine Franziska Panter und meinte: „Zeichne doch mal normal.“

Ja, das hab ich dir zu verdanken. Da habe ich mich hingesetzt, halt einfach mal losgelegt und gezeichnet, was ich sehe. Ob das morgens die Kaffeetasse war, ob der Blick aus dem Fenster auf das Nachbarhaus, ob mal unterwegs mit dem Sohn auf der Wiese meine Schuhe. Völlig egal was. Ich habe da wirklich angefangen mit Fineliner und mit Bleistift.

Jetzt zeichne ich mit Aquarellfarben. Ohne Kurs oder es irgendwo zu lernen. Sondern nach dem Motto: Ich mach halt mal.

Es ist mit Sicherheit nichts von den Sachen, die da rauskommen, fotorealistisch. Aber ich bin immer selbst begeistert, dass ich sagen kann: „Oh, man erkennt das sogar.“ Fürs Dranblieben hilft dieses, „Zeichne jeden Tag ein Bild. Nimm dir einfach zehn Minuten.“ Für mehr habe ich auch nicht die Geduld. Gerade Aquarell, hab ich festgestellt, ist sehr schwierig.

Wir hatten nach dem Kurs Februar gesprochen, wie du deine Zeichnungen zeigen kannst. Da war Instagram als ein Kanal im Gespräch. Dort warst du damals gar nicht aktiv?

Nein, das war ich nicht. Also ich hatte dadurch, dass ich Facebook hatte, auch irgendwann ein Instagram-Account. Aber ich hab da weder reingeguckt, noch etwas gepostet. Der Account war da. Fertig.

Nach unserem Gespräch habe ich angefangen, jede Zeichnung, also egal, wie schön oder wie doof ich sie selbst fand, bei Instagram reinzusetzen. Da gibt es die Funktion, „Bitte automatisch in Facebook posten“. Das heißt, ich poste auf Instagram und Facebook täglich meine kreativen Ergüsse.

Du machst das jetzt schon länger. Welche Reaktionen bekommst du aus deinem Umfeld?

Viele liken einfach, weil sie mich kennen. Ob sie die Bilder schön finden, weiß ich nicht so genau. Aber ich gehe mal davon aus. Aber toll ist, dass mich Bekannte drauf ansprechen, die nie kommentieren oder liken. Die, wenn ich sie beim Einkaufen treffe, sagen: „Wow, Corinna, du malst so tolle Bilder!“, und mir, wenn ich ganz erstaunt blicke, verraten, dass sie mir bei Instagram und Facebook folgen.

Das passiert mir regelmäßig. Ich traf letztens einen ehemaligen Kollegen. Wir sind befreundet über Facebook. Das war's aber auch. Wir haben uns seit 10 Jahren nicht gesehen und nicht kommuniziert. Er antwortete auf einmal auf einen Post mit: Das ist aber toll!“.

Du bist sehr aktiv. Deine Zeichnungen werden immer geübter und die Verbesserung ist sichtbar. Das merkst du wahrscheinlich selbst?

Ja, natürlich. Es wird. Man muss halt weitermachen und nicht nach den ersten drei Strichen aufhören, weil man denkt „Oh, das ist aber schief und das ist nie passend.“.

Und es wird jedes Mal besser. Gebäude finde ich im Moment sehr klasse, die bewegen sich nicht. Das sind immer gerade Striche. Das kriege ich langsam hin.

Corinna Haus

Screenshot: Gebäude gezeichnet von Corinna Zollmann

Jetzt warst du auch bei meinem neuen Kurs 21-Tage-Zeichnen dabei. Was hat dich bewegt teilzunehmen?

Ich zeichne jeden Tag und versuche, das wirklich durchzuziehen. Dann sitzt man irgendwann da und fragt sich: „Und was zeichne ich jetzt?“ Die Kaffeetasse ist schon gezeichnet. Die könnte man jetzt theoretisch jeden Morgen zeichnen, bis sie perfekt ist.

Das ist jetzt nicht unbedingt mein Ziel.

Sondern ich hätte gerne immer jeden Tag etwas Neues. Als von dir die Info kam: „Hey, ich habe 21 Tage und ich gebe dir jeden Tag einen neuen Impuls und jeden Tag was komplett anderes“ war mir klar, dass ich mitmache.

Ich brauchte mir 21 Tage keine Gedanken zu machen, was ich zeichne, sondern das Drüber-Nachdenken hast du schon übernommen.

Und es war ja alles dabei! Also ich hab verschiedene Sachen in Wasserfarben gemalt, also als Aquarell. Ich hab Fineliner benutzt. Ich habe Sketchnotes gezeichnet.

Ich fand deine Aufgaben sehr interessant. Das war eine bunte Mischung und manchmal saß ich erst mal da, um zu überlegen. Zum Beispiel bei der „Zusammenarbeit“. Ein ziemlich abstrakter Begriff.

Corinna Zusammenarbeit

Screenshot: "Zusammenarbeit" gezeichnet von Corinna Zollmann

Es waren nicht nur Aufgaben wie: „Male einen Apfel.“. Sondern auch komplexe Sachen, für die man jetzt nicht schnell irgendeinen Gegenstand malt. Sondern da muss man sich erstmal Gedanken machen, was damit überhaupt gemeint ist.

Ich fand das hochinteressant, solche Tagesaufgaben einfach zwischen den einfachen Aufgaben zu haben. Wenn das nur so gewesen wäre, wäre es, finde ich, zu viel gewesen. So war die Mischung perfekt.

Jetzt ist das gar nicht so lange her, dass du mit dem Zeichnen begonnen hast. In der Rückblende: Wie ist es dir ergangen?

Ich habe festgestellt, dass Zeichnen mein Yoga ist.

Andere sagen: „Ich meditiere und ich mache Yoga, um mein Gedankenkarussell abzuschalten und mich auf mich zu konzentrieren“. Ich habe festgestellt, das Abschalten ist für mich das Zeichnen.

Zehn Minuten reichen ja schon, wie die Meditationskünstler auch sagen: „Einfach morgens 10 Minuten Meditieren ist super.“ Ich nutze die 10 Minuten zum Zeichnen.

Selbst, wenn ich im dicksten Trubel sitze: Wenn ich zeichne und mir den Gegenstand anschaue, auf mein Blatt und wieder nach oben gucke, dann ist das wie Meditieren. Das hat sich mit der Zeit so entwickelt.

Und mit einem Blick in die Zukunft: Was hast du vor?

Ja, ich probiere alles aus. Ich hab demnächst einen Urban-Sketching-Kurs. Kürzlich hatte ich einen Aquarell-Kurs. Also ich will das Zeichnen nicht von der Pike auf lernen. Aber ich will einfach mal alles ausprobieren, was geht. Alles, was du mit Stift, Pinsel, Kohle, Aquarell und Pastellkreiden anfangen kannst.

Es gibt viel zu entdecken. Und das will ich einfach hoch und runter ausprobieren. Weil Zeichnen einfach beruhigend ist.

Urlaub Corinna

Screenshot: Urlaubserinnerung gezeichnet von Corinna Zollmann

Du nutzt ja wahrscheinlich auch Skizzenbücher für deine Zeichnungen. Und hast wahrscheinlich bereits drei oder vier gefüllt?

Das Vierte wurde in deinem Kurs voll. Das Fünfte habe ich schon begonnen.

Skizzenbücher sind wie ein visuelles Tagebuch. Man weiß sofort, zumindest geht es mir so: Wenn ich jetzt in altes Buch schaue und da ist eine Bar oder ein bestimmtes Gebäude zu sehen. Dann weiß ich sofort: „Ach, da war ich da und da mit dem und dem“. Das ist total spannend.

Skizzenbücher gefallen mir. Mir gefällt die Idee, jeden Tag eine Seite zu bemalen. Wenn ich das hingegen mit Zetteln mache, habe ich am Ende überall Zettel liegen. Ich weiß nicht, wo ich all die unsortierten Zettel hintue.

In einem Buch habe ich alle Zeichnungen chronologisch beieinander. Wie du sagst. Es ist wie ein Tagebuch. Da ist es völlig egal, ob eine Zeichnung, ein Aquarell oder eine Sketchnotes abgebildet ist. Es ist egal, ob das Ergebnis schön oder schlecht ist: völlig egal. Weil: Die nächste Seite ist ein neuer Tag und ein neuer Anfang.

Ich habe zudem alle Zeichnungen in einem Buch. Teilweise blättere ich dann zurück, um zu schauen, was ich schon gezeichnet habe.

Auch diese Geschäftssachen, die ich bisher nicht online gespeichert habe. Die im Skizzenbuch stehen. Wo ich denke: „Wareneingang? Mist, wie hatte ich das dargestellt?“. Dann blättere ich zurück und hole mir Ideen.

Ich danke dir, Corinna, dass du in dem Interview-Gespräch dabei warst. Es war mir eine Freude. Und dann wünsche ich frohes Zeichnen!

Wenn einen Blick auf Corinnas Zeichnungen werfen willst, dann klicke dich hier zu ihrem Instagram-Account. Ganz sicher wird sie dich auch in Zukunft mit neuen Ideen und zeichnerischen Experimenten inspirieren.

Mehr Spaß und Kreativität in deinem Alltag mit einfachen Visualisierungen für dich.

Wenn du nun Lust bekommen hast und selbst kreativ werden willst, dann lade ich dich zu meinem 4-wöchigen begleiteten Online-Kurs Sketchnote-Power ein. Du lernst dort einfach zu visualisieren, ohne Zeichentalent zu haben.

Erfahre hier mehr darüber, wie du kreative Leichtigkeit in deinen Arbeitsalltag bringst. Wer weiß, vielleicht entfacht sich in der Zeit auch dein Zeichenfieber?